Ulbersdorf wurde wahrscheinlich um 1200 von fränkischen Siedlern gegründet. Diese landarmen bzw. landlosen Bauern wurden durch einen „Bauermeister" oder „Lokator" wahrscheinlich namens Albert oder Albrecht hergeführt. Wie bei vielen anderen Dörfern auch ist zu vermuten, dass der Ortsname auf diesen Lokator zurückgeht.
Verschiedene urkundlich erwähnte Ortsnamen sind:
- Olbersdorff (1432),
- Alwersdorff (1443),
- Albirsdorff (1444),
- Albersdorff (1458),
- Olbersdorff (1463),
- Alberndorff (1475),
- Vlbersdorf (1586) und
- Ulberßdorf (1617).
Aus der frühesten Geschichte des Ortes stammt vermutlich ein Bodendenkmal unmittelbar hinter der Kirche. Ein von einem Graben umgebener Erdhügel könnte ein hölzernes Bauwerk getragen haben, das der in dieser Zeit nur geringen Zahl von Bauern Schutz bei feindlichen Angriffen bot. Der bei den Einwohnern übliche Name „Schneckenberg" weist auf eine zweite, eher unwahrscheinliche Erklärung hin, wonach der mit Wasser umgebene Hügel zur Zucht von Weinbergschnecken gedient haben soll. Heute befindet sich auf dem Hügel, der von ehrwürdigen alten Linden umgeben ist, ein schlichtes, aber monumentales Denkmal für die Gefallenen des Ortes aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Zwei Rittergüter prägen das Dorf
Die Geschichte Ulbersdorfs wurde maßgeblich durch die beiden Rittergüter Oberulbersdorf und Niederulbersdorf geprägt. Schon in der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes vom 12. Dezember 1432 wird ein „Hennich v. Hermannsdorff zu Olbersdorf" als Vasall und Bürge eines H. v. Duba auf Hohnstein genannt. Die Familie Hermsdorf oder Hermannsdorf besaß die Rittergüter fast 200 Jahre lang bis 1620.
Es ist zu vermuten, dass bereits kurz nach der Gründung des Ortes eine Kirche gebaut wurde. Unterlagen dazu gibt es allerdings nicht. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus einem Lehnbrief vom 25. April 1443.
Die Rittergutsbesitzer wechselten durch Kauf bzw. Tausch. Sie waren die obersten Grundherren des Dorfes, denen die Bauern und alle anderen Einwohner des Dorfes Untertanen- oder Frondienste zu leisten hatten. Oft gab es jedoch Differenzen zwischen Herrschaft und Untertanen, sodass beide Parteien in den Ämtern Hohnstein und Pirna und auch bei den Landesherren in Dresden vorstellig werden mussten.
Hochherrschaftliche Zeiten Mitte des 17. Jahrhunderts: Die Familie von Lüttichau
1659 tritt in Ulbersdorf die Familie von Lüttichau erstmals auf und bestimmte von nun an über fast 250 Jahre (bis 1890) die Geschicke von Ulbersdorf. Beide Rittergüter wurden in der Hand der Lüttichau'schen Familie vereinigt, nachdem sie lange unterschiedliche Besitzer hatten. Heute noch erhalten ist der bedeutendste Rest des ehemaligen Rittergutes Oberulbersdorf, ein herrschaftliches Gebäude mit Turm, das von den Einwohnern „Schloss" genannt wird. Einige Gebäudeteile stammen wahrscheinlich noch aus der Entstehungszeit des Rittergutes im 15./16. Jahrhundert, z. B. das aus Feldsteinen kunstvoll gemauerte Kellergewölbe, das Mauerwerk des Erdgeschosses und die Spindel des Treppenturms.
Vom Rittergut Niederulbersdorf, das nach mündlicher Überlieferung um 1780 abbrannte, ist heute nur noch ein einziges Gebäude erhalten, die sog. „Hofescheune". Dieses stattliche Gebäude ist im Besitz einer ortsansässigen Baufirma und wurde von dieser im Jahr 2000 restauriert. In der Mauer befindet sich ein Wappenstein von 1611.
Zu den wichtigsten Vertretern der Familie Lüttichau gehörten Wolf Adolf August von Lüttichau und seine Frau Ida von Lüttichau, geb. von Knobelsdorf (1798-1856). Mit Vorliebe verweilte sie in Ulbersdorf, obwohl die Familie ein Haus in Dresden besaß. Ida von Lüttichau gilt als eine der bedeutendsten Frauen der Romantik. Seit 1990 erinnert eine schlichte Gedenktafel am „Schloss" neben dem Eingang zur Gemeindeverwaltung an diese Frau. Wolf Adolf August von Lüttichau (1786-1863) war Generalintendant des Königlich Sächsischen Hoftheaters und prägte zusammen mit seiner Frau Ida das damalige Dresdner Kulturleben. Er besaß das Rittergut von 1810 bis 1863. Über mehrere Jahre hinweg ließ er das Schloss ab 1820 wohnlicher umbauen, das Gebäude erhielt so auch seine heutige Außengestaltung. Der Turm wurde allerdings erst 1896/97 durch den späteren Besitzer Alexander von Gontard aufgesetzt.
Neuanfang nach 1945: Die Ulbersdorf schaffen sich ihre kleine Idylle
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden das Rittergut und der dazugehörende Grundbesitz enteignet, der Hof des Rittergutes teilweise abgerissen. Durch die Bodenreform erhielten auch in Ulbersdorf landarme Bauern und Neubauern Eigentum. In den 60er Jahren begann mit staatlichem Druck die Kollektivierung der Landwirtschaft mit der Gründung von zwei Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs), in die nach und nach alle Bauern integriert wurden.
Ein umsichtiger Bürgermeister und aktive Vereinstätigkeit brachten Ulbersdorf zu DDR-Zeiten voran. Durch eine auch unter schwierigen Bedingungen rege Bautätigkeit entstanden unter anderem Einfamilienhäuser, die zentrale Wasserversorgung, eine Konsum-Verkaufsstelle und das Feuerwehrdepot. Die Ulbersdorfer schafften sich ihre kleine Idylle. Mehrfach wurde das Dorf Sieger im „Mach-Mit-Wettbewerb".
Politische Wende 1989: umfangreiche Renovierungsmaßnahmen in Ulbersdorf
Nach der Wende 1989 wurde die Bautätigkeit noch verstärkt, vor allem auf dem privaten Sektor. Aus fast verfallen Häusern entstanden wahre Schmuckstücke. Auch zwei Gaststätten, zu DDR-Zeiten zu Betriebsferienheimen umfunktioniert, erstrahlen heute wieder im alten Glanz und laden zu Entspannung, zum Feiern und zum Übernachten ein.
Kleine Unternehmen vorrangig im Handwerks- und Dienstleistungsgewerbe entstanden.
Auf kommunaler Ebene fällt die Rekonstruktion des Schlossturmes und die Renovierung der Außenfassade des ehemaligen Rittergutes Oberulbersdorf ins Auge. Seit der umfangreichen Sanierung 1992/93 beherbergt das Gebäude Wohnungen, eine Kindertagesstätte, einen Turnraum, einen Kulturraum sowie die Gemeindeverwaltung. Das umliegende Gelände wurde in Anlehnung an den ehemaligen herrschaftlichen Park umgestaltet.
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